David Hanscom war Chirurg aus Leidenschaft. Er wollte Menschen helfen, die unter Rückenschmerzen leiden. Am Anfang seiner Karriere war er Teil einer Bewegung in Seattle, die Rückenprobleme mit Versteifungen lösen wollten. Sie hatten in Seattle eine 9 mal höhere Versteifungsrate als in New England.
Dann erschien 1993 eine Studie, die zeigte dass die Erfolgsquote dieser Operationen nur bei 15-25% lag. Obwohl er selbst den Eindruck hatte, dass sie über 90% lag. 🤔 Er hörte sofort damit auf, diese OP's durchzuführen.
Der Doktor durchlebte selber eine schwere Phase mit chronischen Schmerzen, die viele ein Burnout nennen würden. Es war ein absoluter Top-Chirurg aus ihm geworden, der sich immer durch alles durchbeißen wollte.
Was ihm nicht klar war, war dass sein Streben nach Erfolg durch die Flucht vor einer angsterfüllten Kindheit getrieben war. Das unterdrücken von Angst beherrschte er meisterhaft bis 1990, als er eine schwere Panikattacke beim Fahren nachts auf einer Brücke hatte.
Auch wenn er gut darin war, seine Angst bewusst zu unterdrücken, so ließ ihn dennoch sein Körper nicht damit davonkommen. Angst und Wut sorgen für eine Flut von Stresshormonen im Körper. Anhaltend höhere Hormonspiegel dieser Art können zu über 30 verschiedenen körperlichen Symptomen führen. 13 Jahre ging es abwärts mit ihm, so weit, dass er sich beinahe das Leben genommen hätte.
In Worten kann er kaum ausdrücken, wie finster seine Welt geworden war.. Er bekam Migräne, Spannungskopfschmerzen, Hautausschläge, massive Ängste in Form einer Zwangsstörung, brennende Füße, Posttraumatische Belastungsstörung, Tinnitus, Nacken- Brust- und Rückenschmerzen, Schlafstörungen, Magenbeschwerden und ein wiederkehrendes stechen auf dem Kopf.
2002 begann für ihn eher zufällig der Weg aus dieser dunklen Zeit. Er nahm sich ein Buch zur Hand, in dem empfohlen wird, Gedanken in einer Strukturierten Form aufzuschreiben. Zum ersten Mal bemerkte er ein leichtes abnehmen seiner Ängste. Nachdem er einige weitere Behandlungsmöglichkeiten kennen gelernt hatte, war er nach 6 Monaten frei von Schmerz. Auch alle anderen Symptome verschwanden.
Er begann damit, alles was er gelernt hatte seinen Patienten mitzuteilen und sah, dass es vielen von ihnen besser ging. Sich um den Schlaf zu kümmern war der erste Schritt. Langsam begann er auch damit, Medikamentenmanagement, Wissen über Schmerz, Stressmanagement, körperliche Fitness und einen verbesserten Ausblick aufs Leben mit zu integrieren.
Immer noch hatte er nicht verstanden, was mit ihm selbst passiert war und warum. Das änderte sich als er einen Vortrag von Dr. Schubiner hörte, einen Psychiater, der davon sprach, dass emotionaler Schmerz sich in körperlichen Symptomen ausdrücken kann.
Schon nach 5 Minuten von Dr. Schubiners Vortrag, passten plötzlich alle Teile des Puzzles zusammen.
Er verstand nun, dass ein anhaltend hoher Stresshormonspiegel Symptome hervorrufen kann und wird.
Er lernte, wie das Nervensystem arbeitet, indem es aktuelle Umstände mit vergangenen Ereignissen verknüpft. Wenn eine aktuelle Situation dich an ein vergangenes emotionales Trauma erinnert, kannst du ähnliche Symptome empfinden wie beim ersten mal.
Er fühlte sich, als wäre er gerade aus dem Gefängnis entlassen worden. Noch nie hatte er sich so befreit und klar gefühlt.
Das schwierige an diesen Konzepten ist das, was wir schon in der Schule darüber gelernt haben. Wenn du dich bedroht fühlst, schüttet dein Körper Stresshormone aus, etwa Kortisol oder Adrenalin. Dein Körper wird dann mit Kampf, Flucht oder Starre antworten - mit schnellerer Herzrate, schnellerer Atmung, schwitzen, Muskelspannung und Angst. Wenn dieser chemische Zustand anhält, dann wirst du zu ihm. Es ist gut dokumentiert, dass Stress das Leben verkürzen kann und das Risiko einer chronischen Erkrankung erhöht.
Die moderne Medizin ignoriert das. Wir scheitern nicht nur daran, chronischen Schmerz zu behandeln - wir erzeugen ihn selbst.
Wirbelsäulenchirurgen werfen zufällige Behandlungen auf Patienten, ohne sich die Zeit zu nehmen, deren ganze Geschichte zu verstehen. Es braucht gerade einmal fünf Minuten Zeit für einen Doktor, um die Frage zu stellen: "Was war los in Ihrem Leben im letzten Jahr?" Die Antworten können den Verlust eines Jobs enthalten, den eines geliebten Menschen, Scheidung, oder irgend einen Unfall. Die Schwere ihres Leidens geht oft über Worte hinaus. Aber wenn wir ihnen helfen, dieses Trauma zu überwinden, verschwinden in der Regel auch die Symptome.
Was ihm immer mehr aufstößt ist, dass er jede Woche Patienten sieht, bei denen große Operationen an völlig normalen Wirbelsäulen empfohlen und durchgeführt werden. Das passiert oft schon beim ersten Termin. Patienten erzählen ihm häufig, dass sie sich unter Druck gesetzt fühlen, um schnell auf dem OP-Zeitplan zu stehen. Gleichzeitig sieht er viele Patienten mit massiven strukturellen Problemen an der Wirbelsäule, die ihre Operationstermine absagen, weil ihr Schmerz durch die simplen Strategien, die er gelernt hat, verschwindet.
Dr. Hanscom sagt selbst er liebt seine Arbeit. Seine chirurgischen Fähigkeiten sind besser als je zuvor. Trotzdem gibt er das alles auf.
Er kann es nicht länger mit ansehen, wie Patienten mit so einer Geschwindigkeit Schaden zugefügt wird. Die letzten 40 Jahre hat er es geliebt, wie sich die Medizin entwickelt hat. Aber jetzt fühlt es sich an, als müsste er sie aus einem tiefen Loch ziehen. Das ist der Grund, warum Dr. Hanscom die Wirbelsäulenchirurgie aufgegeben hat.
Eine großartige Geschichte, die es hier im Originalartikel zum Lesen gibt: https://www.painnewsnetwork.org/…/why-im-leaving-spine-surg…
Solche und viele andere Geschchten sind der Grund, wieso wir BEST ins Leben gerufen haben. Wir wollen dazu beitragen, dass der Mensch wieder im Mittelpunkt steht, und dass die Medizin nicht mehr so viele chronisch Kranke produziert - und denjenigen, die es bereits sind, besser helfen kann.
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